Hugo, das Schlossgespenst (Gespenstergeschichte für Kinder)
Das Schlossgespenst mit Windpocken
Das Schlossgespenst Hugo spukte seit vielen Jahren auf der Burg Gruselberg. Hugo war ein sehr erfahrenes Schlossgespenst und hatte bereits die tapfersten Ritter von der Burg verjagt. Nicht mehr viele Menschen wollten auf der Ritterburg wohnen, weil sie sich vor dem Gespenst fürchteten.
Nur das tapfere Burgfräulein Kunigunde von Löwenherz lebte noch auf der Burg Gruselberg. Kunigunde war ein sehr mutiges Fräulein, das sich nicht einmal vor Schlossgespenstern fürchtete.
Wenn man Kunigunde fragte, ob sie denn Angst vor dem gruseligen Hugo hätte, so sagte sie: „Ach! Dieser Hugo treibt nur Schabernack, aber eigentlich tut er keiner Fliege was zu leide!“
Darüber war Hugo sehr verärgert. Schließlich war er doch das gruseligste Schlossgespenst was je auf der Burg Gruselberg gespukt hatte. Viele Male versuchte Hugo zu Mitternacht durch die dunklen Schlossmauern zu schweben und rief dabei mit tiefer Gespensterstimme: „Buhuuuuu“. Dazu rasselte er mit seinen eisernen Gespensterketten, so laut wie er nur konnte. Aber dann hörte er nur, wie Kunigunde in ihrem Turmzimmer kicherte, weil sie sich nicht vor Hugo fürchtete.
In der Gespensterschule
Eines Tages beschloss Hugo das tapfere Burgfräulein nun endgültig zu vertreiben.
Das war natürlich nicht einfach. Deshalb ging er sogar zur Gespensterschule, um noch gruseliger zu werden. Dort übte er zusammen mit den anderen Gespensterschülern, wie man die gruseligsten Gespenstergeräusche machen kann. Beim Unsichtbarkeitsunterricht strengte Hugo sich besonders gut an. Er gab sich so viel Mühe, dass man ihn überhaupt nicht mehr sehen konnte.
Als er am Morgen nach Hause kam wusste er ganz genau, dass er Kunigunde von Löwenherz einen großen Schreck einjagen könnte.
Fröhlich ging Hugo zu Bett, denn er wollte zur Geisterstunde um Mitternacht ausgeschlafen sein.
Kurz vor Mitternacht stand Hugo auf und wollte am Spiegel noch einmal seine Spukgeräusche üben. Doch dann bekam er einen großen Schreck! Im Spiegel sah er viele rote Flecken. Er war nicht mehr unsichtbar! Denn er hatte sich in der Gespensterschule mit den Windpocken angesteckt. Hugo wusste genau: „Wenn man Windpocken hat ist man voller roter Flecken und muss sich ständig kratzen. Dann ist man nicht mehr unsichtbar“. Für das Schlossgespenst war das ein großes Problem. Schließlich hatte er doch so viel geübt, um gegen Mitternacht das tapfere Burgfräulein Kunigunde zu erschrecken.
Hugo rief: „Was mache ich denn jetzt? Wieso bin ich ausgerechnet heute krank geworden? Mit all den Flecken sehe ich doch nicht gruselig aus.“
Doch Hugo hatte keine andere Wahl: Es war nun Mitternacht, und er wollte doch das tapfere Burgfräulein erschrecken. Als er den lauten Gong der Turmuhr hörte, machte er sich auf den Weg zum Turmzimmer von Kunigunde.
Leise schwebte er in das Zimmer des Burgfräuleins und versteckte sich im Schrank. Zum Glück hatte Kunigunde ihn nicht gesehen. Dann holte er tief Luft und rief: „Buhuuuuu!“. Er war so laut, dass man ihn in der ganzen Burg Gruselberg hören konnte. Als er mit den Spukgeräuschen fertig war, war es sehr leise. Hugo saß noch immer im Schrank und dachte sich: „Das war meine beste Leistung! So gruselig war ich noch nie. Ich wette das Fräulein Kunigunde hat sich mächtig erschrocken. Bestimmt ist sie schon auf der Flucht.“
Doch plötzlich öffnete jemand die Schranktür. Es war das Fräulein Kunigunde von Löwenherz. Sie schaute in den Schrank und sah das rot getupfte Schlossgespenst. Kunigunde fand den Anblick des rotgefleckten Gespenstes sehr komisch und musste laut lachen. Sie kicherte: „So etwas habe ich noch nicht erlebt! Ein Gespenst mit Windpocken!“.
Hugo schämte sich sehr und wusste nicht was er sagen sollte. Noch nie stand er so nahe vor einem Burgbewohner. Die meisten Menschen hatten sich doch vor ihm gefürchtet und sind weggelaufen. Aber da stand nun das Burgfräulein in seinem Nachtgewand.
Sie sagte: „Du armes Gespenst. Ich habe dich sicher erschreckt. Du solltest nicht herumspuken, wenn du krank bist! Du musst dich ausruhen und viel schlafen. Komm mit, ich koche dir einen heißen Kakao!“.
Hugo war sehr überrascht. Weil Fräulein Kunigunde von Löwenherz so freundlich war, folgte er ihr in den Thronsaal. Dort kochte sie ihm einen Kakao und sagte: „Es ist schön, dass wir uns endlich kennenlernen, denn ich habe schon so viel von dir gehört!“. Und so lernten sich das gruselige Schlossgespenst und das tapfere Burgfräulein Kunigunde kennen. Obwohl die roten Flecken nach zwei Wochen verschwunden waren und Hugo wieder gesund war besuchte er das Burgfräulein immer zu Mitternacht. Aber nun wollte er sie nicht mehr erschrecken, denn Hugo und das Burgfräulein waren beste Freunde geworden. Meist tranken sie einen Kakao im Thronsaal und quatschten bis zum Sonnenaufgang.
Bei Sonnenaufgang ging Hugo dann immer wieder zurück in den Gespensterturm. Denn auch die gruseligsten Schlossgespenster müssen einmal schlafen.
Kostümtipps: Du willst dich gerne einmal verkleiden und zu Halloween, an Fasching oder auf einer Gespensterparty selbst als Gespenst herumspuken? ➔ Dann findest du hier Tipps zum Gespensterkostüm.